John Wick: Kapitel 4 (2024)

Inhalt / Kritik

John Wick (Keanu Reeves) ist noch immer von seinem Rachegedanken beseelt und reist dann schon einmal quer durch die Welt, nur um den Ältesten zu töten. Die Hohe Kammer hat inzwischen endgültig die Nase voll und stattet den Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) mit allen Rechten aus, um den Querulanten endlich zur Strecke zu bringen. Als ersten Schritt lässt der Marquis das New Yorker Continental-Hotel von Winston (Ian McShane)in die Luft sprengen, als Warnung für alle, die Wick zur Seite stehen. Der sucht daraufhin die Unterstützung seines alten Freundes Shimazu (Hiroyuki Sanada), der mit seiner Tochter Akira (Rina Sawayama) das Continental-Hotel in Osaka leitet. Dabei sind ihm de Gramonts rechte Hand Chidi (Marko Zaror), ein Spurenleser (Shamier Anderson) und der blinde Auftragskiller Caine (Donnie Yen) bereits auf den Fersen …

Der Kult-Hit geht weiter

Eigentlich hatte man Keanu Reeves ja mehr oder weniger schon abgeschrieben. Nachdem der Schauspieler in den 1990ern noch zu den ganz großen Hollywood-Stars zählte und auch in den 2000er Jahren einige Hits hatte, wollte ihm ab den 2010ern nichts mehr so wirklich gelingen. Tatsächlich hat sich daran kaum etwas geändert, die meisten Filme des Kanadiers gehen gnadenlos unter. Mit einer Ausnahme: John Wick. Seine Rolle als Ex-Auftragsmörder, der notgedrungen seine Rente vorzeitig beendet, ist Kult. Bemerkenswert ist dabei vor allem, wie dieser mit jedem Teil zu wachsen scheint. So war der erste Film 2014 zwar erfolgreich, hatte aber nicht unbedingt Blockbuster-Status. John Wick: Kapitel 2 verdoppelte das Einspielergebnis 2017. John Wick: Kapitel 3 verdoppelte dieses erneut. Und so sind die Erwartungen an John Wick: Kapitel 4inzwischen durch die Decke gegangen.

Ob der Film diese in kommerzieller Sicht erfüllen kann, bleibt natürlich noch abzuwarten. Fans zumindest werden beim vierten Auftritt des coolen Alleskillers auf ihre Kosten kommen. So zeigte Regisseur Chad Stahelski keinerlei Zurückhaltung, weder bei den Auftritten von John Wick, noch der Länge derselben. Mit rund 170 Minuten Laufzeit – das ist noch einmal 40 Minuten mehr als bei Teil 3 – ist die Reihe endgültig zu einem exzessiven Selbstläufer geworden. Das fällt auch deshalb auf, weil die Geschichte nicht weiterentwickelt wurde. Anstatt beispielsweise das World Building rund um die allgegenwärtige Unterwelt voranzutreiben und damit die Länge zu rechtfertigen, reduziert das Drehbuchduo Shay Hatten und Michael Finch den Inhalt auf das Nötigste. Im Grunde läuft es wieder darauf hinaus, dass Wick den ganzen Film über von irgendwelchen Leuten verfolgt wird, die das hohe Lösegeld einheimsen wollen, sich dabei aber eine blutige Nase holen. Und andere blutende Körperteile natürlich auch.

Zwischen grandios und repetitiv

Das muss einen nicht stören. John Wick war von Anfang an narrativ genügsam und konzentrierte sich stattdessen lieber auf die Actionszenen. Die hatten es dafür in sich. Gerade in einer Zeit, in der Hollywood Action allein mit Green Screen und Schnittgewitter gleichsetzt, bringt die Reihe nicht nur eine schmerzhaft vermisste Körperlichkeit mit sich. Die Szenen sind zudem oft sehr viel einfallsreicher choreografiert als bei der Konkurrenz. Bei John Wick: Kapitel 4trifft das auch zu, aber nur zum Teil. So gibt es innerhalb dieser 170 Minuten eine Reihe absolut grandioser Szenen, bei denen alles Mögliche auf die Leinwand geworfen wird. Dazu gibt es fantastische Settings, die von Stahelski und seinem Kameramann Dan Laustsen (Nightmare Alley) vereinzelt auch sehr kunstvoll präsentiert werden. Vor allem eine späte Phase, die mit sehr langen Einstellungen arbeitet, ist ein derart prägnanter Anblick, wie man ihn sich häufiger wünschen würde.

Aber es sind eben auch Passagen dabei, die doch ziemlich repetitiv sind. Wenn sich Wick und die anderen eine Dreiviertelstunde durch das Osaka-Hotel kämpfen, dann hat das etwas von einer Dauerschleife. Da fehlen dann doch die Ideen, wie sich das Ganze auch mal abwechslungsreicher gestalten ließe. Der Blick auf die Uhr erfolgt häufiger, als man es gern hätte. Irritierend ist auch der Umgang mit Schusswaffen, die mal sehr effektiv sind, dann wiederum gar nichts zu bewirken scheinen. Dass Leute, die fünf Meter voneinander entfernt sind, partout nicht in der Lage sein sollen, andere in den Kopf zu schießen, muss man auch nicht verstehen. Richtig spannend ist das nicht. Insgesamt ist John Wick: Kapitel 4aber nach wie vor unterhaltsam. Neuzugänge wie Bill Skarsgård, Clancy Brown und Shamier Anderson erweitern das Ensemble stimmig. Ein Höhepunkt ist zudem Scott Adkins in einer fetten Rolle, bei dem so manche erst später durch die Credits realisieren werden, mit wem es Wick da aufnahm.

Credits

OT: „John Wick: Chapter 4“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Shay Hatten, Michael Finch
Musik: Tyler Bates, Joel J. Richard
Kamera: Dan Laustsen
Besetzung: Keanu Reeves, Donnie Yen, Bill Skarsgård, Laurence Fishburne, Hiroyuki Sanada, Shamier Anderson, Rina Sawayama, Scott Adkins, Ian McShane, Clancy Brown, Marko Zaror

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